zum Thema Embryotransfer

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    • zum Thema Embryotransfer

      Zum Thema züchten und Embryotransfer einige Gedanken:
      Warum und wann geht eine Stute in die Zucht?
      In Österreich meist mit Erreichen der Ausjährigkeit, oder ev. früher aus welch auch immer zwingenden Gründen (zu langsam, verletzt ...)
      Was geschieht dann mit den Stuten?
      Viele werden als Hobbypferde abgegeben. Wenn sie Glück haben dürfen sie eventuell auch ihre Pension bei ihrem Besitzer verbringen. Nur die Wenigsten gehen in die Zucht.
      Schaut man sich die Bedeckungen der letzten Jahre an, findet man meist Hengste die in Österreich und unmittelbarer Umgebung stationiert sind als Vaterpferde.
      Da liegt es nahe, dass die Stuten vielfach im Natursprung gedeckt werden.
      Die Stute trägt dann ihr Fohlen auf normalem Weg aus.
      Diese Zuchtprodukte sind in den meisten Fällen nicht zu kaufen, da der österreichische Züchter, bis auf wenige Ausnahmen, für den Eigenbedarf produziert.
      Warum sollte der österreichische Züchter in „seinem“ Fall einen sehr aufwendigen und teuren Embryotrasfer durchführen lassen, nur um seine Stute im selben Jahr leer zu lassen? Ergibt keinen nutzbringenden Vorteil.
      Warum macht man dann beim Traber überhaupt Embryotransfer?
      Für mich gibt es 2 Gründe. Zum ersten – ein kommerzieller Züchter (den es bei uns eigentlich nicht gibt) möchte Profit erwirtschaften wenn er einen Jährling verkauft. Dieser soll möglichst erfolgreich auf der Rennbahn sein, denn damit wird der Marktwert seiner Zuchtstute gesteigert. – bei der österr. Hobbyzucht - kein Bedarf
      Der andere Grund wäre, wenn eine Stute nicht mehr die genügende Fitness hat, um ihr Fohlen selbst auszutragen. Werden einige Leser meinen, dann gibt es halt kein Fohlen aus dieser Stute. Ich möchte diese Entscheidung aber dem jeweiligen Stutenhalter selbst überlassen, ob er KEIN Fohlen hat, oder den Weg eines Embryotransfers wählt. In den meisten Ländern mit einem Traberzuchtbuch ist Embryotransfer erlaubt. Seit kurzem auch in Österreich unter bestimmten Voraussetzungen. Wenn man seine Gründe nachvollziehbar darlegt und einen entsprechenden Antrag an die Zentrale stellt, wird individuell, auch positiv entschieden.
      Was passiert bei einem Embryotransfer?
      1974 erfolgte der erste Transfer eines Embryos, noch unter sehr aufwändiger Prozedur. Heute wird der Embryo mittels eines sterilen Katheders ausgespült und dann einer anderen Stute eingepflanzt.
      Im Laufe der Zeit haben sich die Techniken, die benötigten Utensilien, die Synchronisationsmöglichkeiten der Stuten usw. immer wieder verbessert. Heute ist der vet.med. Eingriff Routine. Ebenso die Technik für das Einfrieren und Auftauen von Embryonen.
      Wie geht man so ein Projekt eigentlich an?
      Man hat eine Stute, von der man ein Fohlen züchten möchte, welche aber eine Verletzung zum Beispiel an einem Bein, Becken ... hat und welcher man die Last der Trächtigkeit nicht zumuten möchte. Auch ältere Stuten, die schon gute Fohlen gebracht haben, neigen oft zu sehr vielen Zysten in ihrer Gebärmutter, welche dann für die Unterversorgung des Embryos verantwortlich sind und diesen dann absterben lassen. Diese Stuten haben aber normal funktionierende Eierstöcke und werden auch normal rossig und trächtig, wie andere Stuten auch. Man nennt diese Stute – Spenderstute.
      Danach benötigt man eine Empfängerstute, welche das Fohlen austragen soll.
      Für die Spenderstute muss der Hengst ausgesucht werden, so wie für jede andere Zuchtstute auch. Die Spenderstute wird bedeckt. Hier ist es egal welche Art der Bedeckung der Züchter wählt. Die Bedeckung kann im Natursprung, oder in der künstlichen Besamung mittels Frisch- oder Tiefgefrierbesamung erfolgen.
      Wichtig ist nur der Zeitpunkt der Ovulation. Dieser muss exakt festgestellt werden.
      Davon ist nämlich der Zyklus der Empfängerstute abhängig. Im Idealfall ist der Zeitpunkt der Ovulation der Empfängerstute kurz nach der Ovulation der Spenderstute.
      Meist benötigt man dafür mehrere Empfängerstuten. Bei sehr gutem Management und Glück kann man es mit 2 bereitstehenden Empfängerstuten schaffen.
      Ist die Spenderstute besamt wird am 8. Tag nach deren Ovulation mittels eines Ballonkatheders, der in die Gebärmutter gelegt wird und Spülflüssigkeit die Gebärmutter gespült. Einfach 1 Liter hinein, 1 Liter heraus .... In der Regel 5 Liter.
      Danach wird die Spülflüssigkeit durch ein Sieb laufen gelassen und anschließend im Mikroskop nach einem Embryo gesucht. Hat man Glück findet man Einen und verpflanzt ihn in die Empfängerstute. Ist ein Embryo verpflanzt, hofft man das ihn die Empfängerin auch behält und er sich in ihrer Gebärmütter auch „wohl“ fühlt.
      Wenn nicht beginnt das ganze Spiel wieder von vorn. Decken - warten – spülen ...
      Nun die Kosten: zusätzlich zu den Kosten die jeder normale Züchter mit seiner Stute hat kommen noch Ankauf und Erhaltung der Empfängerstute(n) für mind. 1,5 Jahre, Kosten in jeder Rosse für syncron halten der Stuten, Kosten der Spülung ect. In Summe kann man schon mit einigen Tausend Euro Zusatzkosten rechnen.
      Damit erklärt sich eigentlich auch die Frage, warum das bei Trabern nicht, oder nur sehr selten gemacht wird. In der Dressur- und Springpferdezucht sind bei den Zuchtprodukten andere Summen zu erzielen, wie bei einem Traberfohlen.
      Gibt es Unterschiede von Pferden die aus Embryotransfer stammen?
      Viele Eigenschaften eines Fohlens sind genetisch vorgegeben, einige aber auch erlernt. Da kann die Leihmutter eine Rolle durch das Erziehen des Fohlens spielen. Ebenso an der Größe des Fohlens. Wissenschaftliche Studien in Polen und England ergaben, dass die Größe der Empfängerstute Einfluss auf die Größe des Fohlens hat.
      Bis jetzt gibt es noch keinen erkennbaren Unterschied in den Rennleistungen von Pferden mit und ohne Embryotrasfer.
      Da Embryotransfer meist nur bei Elitestuten durchgeführt wird, wundert es kaum, dass es in Amerika schon 7 ET Fohlen mit mehr als 1 Million $ Gewinnsumme und 31 über 500.000$ gibt. Seit der Einführung des ET in Amerika 1998 bis 2021 wurden 1.688 ET Fohlen registriert. Z.B. ist auch der Deckhengst Internationl Moni ein Embryotransfer Fohlen.
      Vor langer Zeit gab es auch mehrere Fohlen einer Zuchtstute pro Jahr. Wie etwa bei der Mutter von Andover Hall oder der Mutter von Hawk Laukko.
      Um da einen Rigel vor zu schieben, ist nur mehr die Registrierung eines Fohlens pro Jahr pro Stute erlaubt. Es wird kein Züchter in einem Jahr 2 Fohlen produzieren, nur um dann entweder den Hengst oder die Stute zu registrieren – viel zu kostspielig und ein guter Züchter bringt es nicht über sein Herz das andere Fohlen abzuschieben.
      Missbrauch sehe ich bei dem Aufwand keinen. Der Abstammungsnachweis mittels Genotypisierung ist eindeutig nachweisbar. Einziger Vorteil, den ich bei den derzeitigen Regeln sehe, ist jener, wenn ich ein spät gezeugtes Fohlen von einer Empfängerstute austragen lasse, kann die Spenderstute wieder zeitig im nächsten Jahr gedeckt werden. Doch stehen die Kosten in keiner Relation zu den Vorteilen.
      Jeder kann zu diesem Thema seine eigene Meinung haben. Ich stoße mich nicht daran, ist doch auch die künstliche Besamung, mit all ihren Vor- und Nachteilen meist schon akzeptiert.
      Der erlaubte Embryotransfer ist nicht zu verwechseln mit der Gewinnung von Eizellen und der Befruchtung außerhalb der Gebärmutter. Dies ist in Amerika bereits erlaubt, in Europa meines Wissens bei Trabern noch nicht.
      Die Eingriffe sind für die Stuten, so wie die Besamungen schmerzfrei und ohne außerordentliche Belastungen.
      Noch zu Atlanta: Sie wurde im Jahr 2021 zwei mal von Muscle Hill bedeckt. Aus der Bedeckung von 12. April 2021 entstammt das am 2.4.2022 geborene Stutfohlen.
      Atlanta kehrte am 7. Juni 2021 wieder auf die Rennbahn zurück. Ihre Saisonbilanz lautete 6 Siege bei 12 Starts und einer Gewinnsumme von 440.949$.
      Auch in diesem Jahr wurde sie wieder mit Muscle Hill bedeckt, wurde aber nicht tragend. Ihr Trainer konnte und wollte die weiteren kurzfristigen Unterbrechungen des Deckens nicht mit seinem Trainingsplans vereinbaren.
      Meines Wissens ist die Kombination Zucht- und Rennen in Österreich nicht vereinbar. Die genauen Regeln müsste man in der Zentral erfragen.
    • Die auch hier angesprochene Spitzenstute Atlanta startete wie vorgesehen am 22.9. beim Delaware Country Fair, Ohio, im Ms. Versatility Aged Fillies Ans Mares-Trot (115.000 Dollar, 1 Meile). Die Reihenfolge der ersten 3 blieb vom Start bis ins Ziel unverändert. Atlanta (7bS Chapter Seven - Hemi Blue Chip v. Cantab Hall) gewann für Trainer Ron Burke mit Fahrer Yannick Gingras in 1:53 2/5 = 10,5 leicht vor When Dovescry (David Miller 1:53 3/5 = 10,6; 24:10), Refined (Mitchell Cushing 1:54 2/5 = 11,1; 174:10) und Sorella (Dexter Dunn 1:54 4/5 = 11,3; 1020:10). Das von 2 Dollar auf 10er-Werte umgrechnete Toto: 21; Place 12 - 11; Show 10,5 - 10,5 - 15; Ew.: 47:10.
    • Danke für Ihren instruktiven Beitrag! Darf ich rückfragen, warum die ursprünglich Befruchtung der Spenderstute in vivo und nicht unmittelbar im Labor geschieht? Die befruchtete Eizelle ließe sich doch der Empfängerstute mittels IVF ganz einfach applizieren? Ein solches Vorgehen wäre doch nicht nur technisch ungleich einfacher, sondern käme auch dem Tierwohl der Spenderstute massiv entgegen.